Der Ochse und der
Esel
Sie werden in den biblischen
Weihnachtsgeschichten nicht erwaehnt, haben aber dennoch eine biblische
Begruendung; sie findet sich in Jesaja und lautet: Ein Ochse kennt seinen
Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht,
und mein Volk vernimmt's nicht. Von hier aus, so wird angenommen, hielten
Ochs und Esel schon in den ersten christlichen Jahrhunderten Einzug in
den Stall zu Bethlehem. Ein weitere In der fruehchristlichen Literatur
(Patristik), etwa in einer Weihnachtshomilie des Augustinus, wurden Ochs
und Esel als Sinnbilder der beiden Teile der christlichen Kirche gedeutet,
die aus Juden (Volk Gottes) und Heiden (alle anderen Voelker) gebildet
sei. Dem Trienter Konzil (1545-1563) gelang es spaeter nicht, sie um der
„Wahrheit” der Bibel willen von der Krippe zu verbannen.
Ochs und Esel zeigen,
dass Jesus in einem Stall zur Welt gekommen ist. Doch haben sie als Zeichen
des Geschehens eine tiefere symbolische Bedeutung als die Wiedergabe der
Stallatmosphaere. So wird der Esel mit dem Goetzendienst verbunden, waehrend
der Ochse das wahre Gesetz kenne. Spaeter wird der stoerische Esel - als
Inbegriff der Dummheit, Faulheit und Geilheit - zum Symbol der Heiden,
waehrend der Ochse die Juden meint. So koennen wir uns also vorstellen,
dass die ganze Welt - auch das Judentum und das Heidentum - bei der Geburt
des Herrn in der Kirche zugegen ist. Ochs und Esel haben das Kind in der
Krippe als den Herrn ihres Lebens erkannt und sind ihm zugewandt, waermen
es mit ihrem Atem. Dass beide an der Krippe stehen, zeigt der Christenheit,
dass sowohl Juden als auch Heiden Gottes Volk sind. Dass die Tiere dem
in der Krippe liegenden Kind nichts zu leide tun, wird im Spaetmittelalter
unter den Einfluss der franzoesischen Mystik als Symbol der Versoehnung
zwischen Tier- und Menschenwelt durch die Geburt Christi gewertet. |